Acht Gemeinden des westlichen Marchfeldes treten seit Anfang 2018 im Gemeindeverband Wirtschaftskooperation Marchfeld als gemeinsamer Standortraum auf.
Mitglieder des Verbandes sind die Gemeinden Aderklaa, Deutsch-Wagram, Gänserndorf, Markgrafneusiedl, Obersiebenbrunn, Parbasdorf, Raasdorf und Strasshof an der Nordbahn. Sie kooperieren künftig bei der Betriebsansiedlung auf Baulandreserven mit Betriebs- oder Industriegebietswidmung. Sie stimmen die Neuentwicklung von Standorten aufeinander ab und betreiben gemeinsames Marketing. Ein Kernstück der Standortkooperation ist die Kommunalsteueraufteilung bei künftigen Betriebsansiedlungen. Sitz des Verbandes ist die Stadtgemeinde Gänserndorf. Dort ist auch der operative Geschäftsführer angesiedelt. Obmann ist Bürgermeister Bernhard Wolfram (Aderklaa), sein Stellvertreter ist Bürgermeister Ludwig Deltl (Strasshof an der Nordbahn).
Gegenstand der Kooperation sind Ansiedlungen von Gewerbe und Industrie (großflächiger Einzelhandel oder Landwirtschaftsbetriebe sind ausgenommen). Verbandsflächen sind Widmungsreserven und Neuwidmungen von Bauland-Betriebsgebiet, Bauland-Industriegebiet (und Aufschließungszonen) mit mehr als 10.000 m². Aufgeteilt wird die Kommunalsteuer von (aus der Sicht der Standortgemeinde) neuen Unternehmen, die (neue) Kommunalsteuer für die Standortgemeinde auslösen. Ein Großteil der Kommunalsteuer verbleibt weiterhin bei der Standortgemeinde – der Rest wird gleichermaßen auf alle Verbandsgemeinden aufgeteilt. Ausgehandelt wurden darüber hinaus Regeln für die Entscheidungsfindung, Kostenaufteilungsschlüssel, Haftungsfragen und Regeln für Beitritt und Austritt.
Das westliche Marchfeld, der Standortraum der geplanten S 8 Marchfeld Schnellstraße und zum Teil auch des noch fehlenden Abschnittes der S 1 Wiener Außenring Schnellstraße ist als Standortraum an sich gut geeignet. Die Nähe zu Wien, umfangreiche Betriebsgebietsreserven und (noch) moderate Bodenpreise sprechen für sich. Wäre da nicht die prekäre Verkehrssituation in den Ortsdurchfahrten, die eine schlagkräftige Standortentwicklung bisher behindert. Die geplanten Verkehrswege und die interkommunale Wirtschaftskooperation sollen die Wettbewerbsfähigkeit dieses Raumes stärken.
Die Gemeinden setzen der bisherigen Praxis, dem harten Konkurrenzkampf innerhalb des Standortraumes, bewusst eine neue Kultur der Zusammenarbeit in der Region entgegen. Sie wollen dadurch die Verhandlungsposition der Mitgliedsgemeinden und der Region insgesamt stärken. Letztlich geht es um die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region, um die Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur und um Steuereinnahmen für die Gemeinden. Die Stärken der einzelnen Gemeinden werden gebündelt und an den besten Standorten wird gemeinsam entwickelt. Der Nutzen aus Sicht der Raumordnung ist evident: die Konzentration auf besonders geeignete Flächen schont die wertvollen landwirtschaftlichen Böden des Marchfeldes und sorgt für die effiziente Nutzung der Infrastrukturen und eine kompaktere Siedlungsentwicklung.
Schlüssel zum Erfolg waren das Engagement der involvierten Politikerinnen und Politiker, die Rolle einzelner Bürgermeister als Fürsprecher für die Region, die kompetente Beratung und Unterstützung durch die Wirtschaftsagentur ecoplus und die Abteilung RU2 - Raumordnung und Regionalpolitik des Landes NÖ und die Kontinuität im Prozess. Zusammengeschweißt hat die Gemeinden auch das gemeinsame Ringen um die Verbesserung der Erreichbarkeit des Standortraumes. Ausschlaggebend für die interkommunale Kooperation ist aber der klar benennbare Nutzen: Würden sich die Gemeinden nicht durch das gemeinsame Agieren mehr Nachfrage versprechen, dann würden sie nicht zusammenarbeiten.
Das SUM steuerte den Aushandlungsprozess mit intensiver fachlicher Unterstützung seitens der ecoplus und des Landes Niederösterreich (Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung RU7).